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Mumijo

Mumijo (auch Shilajit, Asphaltum punjabinum) ist ein Naturprodukt, das in der zentralasiatischen Volksmedizin seit Jahrtausenden als Heilmittel bekannt ist.

Natürliches Vorkommen von Mumijo - Quelle: Fotolia
Natürliches Vorkommen von Mumijo. Quelle: Fotolia

Mumijo ist ein hell- bis dunkelbrauner, je nach Gehalt ein pulverförmiges bis zähviskoses, lakritzartiges Naturprodukt mit arttypischem, harzig- rauchigem Geruch.

In den verschiedenen Sprachregionen des Orients gibt es heute die vielfältigsten Namen für Mumijo. Alle Namen der jeweiligen Sprachen deuten jedoch auf die Erscheinungsform des Mumijo hin: In allen Sprachen wird es dargestellt als eine Art Ausschwitzung der Berge. In der südsibirischen Region des Altai-Gebirges wird es Barachschin genannt; dies bedeutet so viel wie Bergöl. In den Regionen Tibet, Mongolei, Transbaikalien findet man den Namen Brogschaun, was so viel bedeutet wie Bergsaft. Im Iran und Irak findet man den Namen Arakul dshibal, das so viel wie Bergschweiß bedeutet. In den Regionen mit den Hauptvorkommen, Kasachstan, Usbekistan und Kirgisistan sowie in den meisten anderen GUS-Staaten wird es Mumijo genannt. In Indien ist es unter dem Namen Shilajit bekannt und fester Bestandteil der ayurvedischen Medizin. Andere Volksnamen sind: Bergwachs, Bergbalsam, Bergpech, Chao-Tun.

Entstehung
Trotz genauer botanischer und geologischer Aufnahme der jeweiligen Vorkommen kann man noch keine endgültige Aussage über den exakten Entstehungsprozess, der je nach Fundstätte variieren kann, treffen. Wissenschaftlich gesichert sind die notwendigen Standortvoraussetzungen. Allen Fundstätten ist gemeinsam, dass sie einer langen und intensiven Sonnenbestrahlung unterliegen, die Luft besonders sauber ist und spezielle Pflanzenwuchsspektren vorliegen müssen. Vor allem Milchsaft-bildende höhere Pflanzen, hier besonders Euphorbia-Arten, sind eine der Voraussetzungen für die Bildung der zähviskosen, aber außerordentlich gut wasserlöslichen Mumijo-Matrix.
Die von D.D. Djenchorow 1995 formulierte Substanzbeschreibung des Mumijo als „ein komplexes hochmolekulares organisch-minerales Stoffwechselprodukt aerober Mikroorganismen“ ist der derzeitige Konsens über den Erkenntnisstand des Entstehungsprozesses.

Vorkommen
Bedeutende Fundstätten gibt es in Zentralasien in den nördlichen und südlichen Ausläufern des Himalaja, des Altai sowie in einigen Bergregionen Südkasachstans. Vorkommnise von Mumijo gibt es auch in Russland, Turkmenistan, Indien, Mongolei, Iran, Arabien, Indonesien, Australien, Birma, Südamerika, China, Nepal, und Afganistan. Die untere Verbreitungsgrenze von Mumijo liegt bei ca. 2000 m über dem Meeresspiegel, in Tibet wurde es in einer Höhe von über 5000 m nachgewiesen. Rohmumijo wird dabei in Höhlen, Nischen und Felsspalten als poröse Gesteinsbrocken beschrieben, die sowohl  auf dem Boden, als auch an der Decke hängen. Die Gesteinsarten und das Alter der Gebirge haben offensichtlich keine primäre Bedeutung bei der Bildung von Mumijo. Die Bandbreite reicht von Kalksteinen bis hin zu granitartigen Gesteinsformationen. Die verschiedenen Fundorte spiegeln sich im unterschiedlichen Gehalt der im Mumijo enthalten Mineralien wieder.

Weitere Vorkommen gibt es in der Antarktis. Das dortige Mumijo besteht aus den wachsartig versteinerten fossilen Ablagerungen des Magenöls der in der Ostantarktis lebenden Schneesturmvögel. Dieses Öl benutzen die Vögel um sich gegen ihre Feinde zu verteidigen. Man findet Ablagerungen von bis zu 50 cm Stärke.

Arten
Folgende Mumijo-Arten werden derzeitig unterschieden:
• Artscha-Mumijo: Häufigstes Auftreten. Harzähnliche braun-schwarze Masse mit typisch aromatischem Harzgeruch, tritt als Verkrustung in Felsspalten auf. Diese Mumijo Art wird von einigen Autoren nach dem chemischen Element Eisen auch als Iron-Mumijo bezeichnet. Es gibt auch noch eine Varietät, die als rotes Mumijo oder Gold-Mumijo aufgrund eines Rotschimmers bezeichnet wird. Im indischen Sprachraum existiert noch ein blaues Mumijo, das seine Färbung aufgrund eines erhöhten Kupfergehaltes haben soll. Es wird von einigen Autoren als Copper-Mumijo beschrieben.
• Bitumen-Mumijo: flüssige bis wachsartige, viskose dunkle Masse, tritt häufig an den Wänden von Höhlen und Spalten auf,  Ausgangsprodukt sind verschiedenste natürlich gepresste Wurzelsäfte, insbesondere von Juniperus-Arten.
• Honig-Wachs-Mumijo: braune oder schwarze Masse, vermutlich Ausgangsprodukt der wildlebenden Bienenvölker, das sich infolge der Zeit durch natürliche chemische Veränderung verfestigt.
• Mineralisches Mumijo: Gekennzeichnet durch Fundorte in extremen Höhen. Schwarze Masse, entsteht nach neueren Theorien vermutlich durch Bakterien und niedere Algen in Verbindung mit einer großen Anzahl verschiedenster Mineralien unter starker UV-Bestrahlung.
• Flechten-Mumijo als Stoffwechselprodukt der Flechten, mit der Bildung von flechtentypischen Eiweißen und organischen Säuren.
Das derzeitig qualitativ beste Mumijo kommt aus den Regionen Kirgisistans.

Mumijo wird vermehrt dort gefunden, wo Euphorbia royleana oder Trifolium repens wächst. Inhaltsstoffe der Wolfsmilchgewächse wurden in leicht modifizierter Form im Mumijo wiedergefunden.
Mumijo zeigt deutliche Eigenschaften eines Pflanzenextraktes. Die lakritzartige Erscheinung gereinigter Mumijo-Extrakte steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Gehalt an Restwasser. Gereinigtes Mumijo als plastische Masse enthält etwa 15 % Wasser. Bei Trocknung erstarrt es zu einer glasartigen Schmelze, die pulverisiert werden kann. Dieses Pulver zieht sehr stark Luftfeuchtigkeit an, bis der o.g. Wassergehalt wieder erreicht wird. Dieses Verhalten ist im Bereich der Pflanzenextrakte sehr bekannt.

Therapeutische Verwendung
Mumijo/Shilajit ist seit alters her ein fester Bestandteil der Volksmedizin Zentralasiens. Nördlich und südlich des Himalaya wird die Substanz unterschiedlich angewendet. Während in Indien und Pakistan das Shilajit therapeutisch nach der ayurvedischen Lehre einschließlich des umgebenden Trägergesteins verwendet wird, extrahiert man nördlich des Himalaya das Mumijo aus dem Trägergestein und dickt den Extrakt ein. Somit hat dort die Substanz grundsätzlich einen höheren Gehalt an Wirkstoffen als in Indien oder Pakistan.

In den 1950er- bis 1980er Jahren wurden in der UdSSR umfangreiche großflächige Studien über die therapeutischen Anwendungen von Mumijo durch Adyl Schakirow an der Universität Taschkent durchgeführt. Als medizinisch gesichert gelten folgende Hauptindikationen:
• Nachbehandlung von Frakturen
• Immunmodulation
• Magen-Darm-Schleimhauterkrankungen (Gastritis)
• Hämorrhoiden

Als Wirkprinzip wurden die entzündungshemmend wirkenden, niedermolekularen Inhaltsstoffe in Kombination mit den Fulvinsäuren erkannt. Bei der Nachbehandlung von Frakturen schreibt man einen Teil der Wirkung dem Vorkommen von natürlichem Strontium zu. Interessant ist, dass es umfangreiche Synergismen der Wirkstoffe geben muss, denn eine Dosis-Wirkungsbeziehung besonders bei den mineralischen Komponenten lässt sich nicht herstellen. Sämtliche Anorganika liegen isoliert betrachtet in subtherapeutischer Dosierung vor. Eine Wirkung ist jedoch beobachtbar, beispielsweise bei der Vorbeugung gegen Osteoporose. Die Einlagerung von Calcium in den Knochen ist durch Knochendichtemessung nachweisbar, jedoch ist die Menge des Calciums im Mumijo nach Verständnis der evidenzbasierten Medizin zu niedrig.

Mumijo in guter Qualität findet man hier:

Zu Zeiten des persischen Königs Faridun wurde die Echtheit von Mumijo auf biologische Weise bestimmt: nach der Geschwindigkeit der Verheilens von Knochenbrüchen bei Kleintieren durch das Auftragen von einer Mischung aus Mumijo mit Rosenöl. Bei qualitativ hochwertigen Mumijo verheilte der Bruch etwa 24 Std. später.

Aristoteles heilte die Kranken mit Mumijo nur nach dem erbrachten Beweis von dessen Qualität: abgeschnittene Teile der Leber eines frisch geschlachteten Hammels wurden mit Mumijo eingerieben und zusammengefügt. Wenn das Mumijo rein war, dann klebten die Leberteile sofort zusammen. „man löse das Mumijo in einer Mischung aus Essig und Öl und reibe damit die zerteilte Leber ein. Danach prüfe man die Leber mit dem Messer, und die Festigkeit der Wiederverbindung wird ein Zeichen für Mumijos hohe Qualität sein.

Quelle: Wikipedia-DE+RU, Stand 11/2017